kurz gesagt: die meisten arbeitslosen menschen, insbesondere frauen, arbeiten durchaus (auch) und (oft) gar nicht wenig und durchaus gesellschaftlich sinnvoll + wichtig - "nur" eben nicht bezahlt (das soll übrigens auch das wort "erwerbs-arbeitslos" ausdrücken)!
so unterschiedlich und vielfältig wie die menschen sind auch "die arbeitslosen": während die einen darunter leiden, nichts zu tun haben, gibt es für andere genug zu tun und wieder andere genießen das nichts-zu-tun-zu-haben ... (aber die meisten - auch nicht alle - leiden unter zu-wenig-geld-haben!)
Manche leiden nicht unter dem nichts-zu-tun-zu-haben arbeitskritisches:
Paul
Lafargue,
ein enger Freund und Schwiegersohn von Karl Marx, Mitglied der 1. Internationalen
ArbeiterInnenassoziation, kritisierte in seiner erstmals 1880 veröffentlichten
Polemik "Le droit à la paresse" (Das Recht auf Faulheit) die Arbeit-Sucht
als "ein verderbliches Dogma" der Priester, Ökonomen und Moralisten, von
dem die ArbeiterInnenklasse sich verführen lässt. Die kapitalistische
Fabrik, die in ihrer "Gier nach menschlicher Arbeit" Männer, Frauen und Kinder
(selbst diese mussten im 18. und 19. Jahrhundert in Europa für einen erbärmlichen
Lohn in Fabriken und Bergwerken bis zu 16 Stunden täglich arbeiten) schamlos
auspresst, töte alles Menschliche ab.
"Arbeitet,
arbeitet, Proletarier, vermehrt den gesellschaftlichen Reichtum und damit euer
persönliches Elend. Arbeitet, arbeitet, um, immer ärmer geworden, noch mehr
Ursache zu haben, zu arbeiten und elend zu sein. Das ist das unerbittliche
Gesetz der kapitalistischen Produktion."...
Der Verkauf der Ware Arbeitskraft
wird durch Rationalisierungsprozesse in der Industrie immer überflüssiger
und schwieriger. Trotzdem reden PolitikerInnen aller Couleur der Vollbeschäftigung
(40-Stunden-Woche) das Wort. Die Industrie will Arbeitszeiten sogar verlängern
(Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer fordern in Österreich bis
zu 10 Stunden Normalarbeitszeit täglich - OHNE Lohnausgleich)[1], und kommt
wie üblich mit der Keule "Standortsicherung" daher.
Dazu kommt noch das System der Repression gegen all
jene, die im Konkurrenzkampf um die raren Arbeitsplätze nicht mitkommen:
Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose werden radikal verschärft - jeder
noch so miese, schlecht bezahlte Job muss in Deutschland bereits angenommen
werden oder das Arbeitslosengeld wird ausgesetzt. Arbeitslosen- und Sozialhilfe
werden im Hartz-Programm zusammengelegt (was bedeutet, dass Menschen mit
weit weniger Geld auskommen müssen), auch in Österreich droht eine Zusammenlegung
von Notstands- und Sozialhilfe (im Regierungsprogramm angedacht; die durchschnittliche
Sozialhilfe liegt zwischen 370 und 580 Euro monatlich; SozialhilfebezieherInnen
tauchen in keiner Arbeitslosenstatistik mehr auf!)...
Das Recht
auf Faulheit
Eigeninitiative
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„Wir
wissen alle, dass
Arbeitslosigkeit nicht abgeschafft werden kann. Läuft der Betrieb schlecht, dann
wird entlassen, läuft er gut, dann wird in Automatisation investiert - und auch
entlassen. In früheren Zeiten wurden Arbeitskräfte gefordert, weil es Arbeit
gab. Nun wird verzweifelt Arbeit gefordert, weil es Arbeitskräfte gibt, und
keiner weiß, wohin mit ihnen, denn Maschinen arbeiten schneller, besser und
billiger.
Die
Automatisation ist immer ein Traum der Menschheit gewesen. Der Glückliche
Arbeitslose Aristoteles vor 2300 Jahren:
"Wenn
jedes Werkzeug seine eigene Funktion selbst erfüllen könnte, wenn zum Beispiel
das Weberschiffchen allein wirken könnte, dann würde der Werkmeister keine
Gehilfen brauchen, und der Herr keine Sklaven."
Nun
hat sich dieser Traum verwirklicht, und alle empfinden es als einen Alptraum, da
sich die sozialen Bedingungen nicht so rasch wie die Technik gewandelt haben.
Dieser Prozess ist unumkehrbar, denn Roboter und Automaten werden nicht wieder
von Arbeitern abgelöst. Außerdem wird die "menschliche" Arbeit, wo sie noch
nötig ist, in Billiglohnländer ausgelagert oder von unterbezahlten Immigranten
hier geleistet. Diese abwärts führende Spirale könnte nur mit der
Wiedereinführung der Sklaverei beendet werden.
Jeder
weiß es, doch darf man es nicht aussprechen. Offiziell herrscht der "Kampf gegen
die Arbeitslosigkeit", eigentlich ein Kampf gegen die Arbeitslosen. Zu diesem
Zweck werden Statistiken verfälscht, Pseudo-Arbeitsplätze beschafft und
schikanöse Kontrollen durchgeführt. Da solche Maßnahmen immer unzureichend sind,
wird noch dazu herummoralisiert und behauptet, der Arbeitslose habe seine
Situation selbst verschuldet. Man macht aus den Arbeitslosen einfach
"Arbeitssuchende", allein um die Realität zu zwingen, sich der Propaganda
anzupassen. Der Glückliche Arbeitslose sagt laut, was jeder weiß.
"Arbeitslosigkeit"
ist ein schlechtes Wort, ein negativ besetzter Begriff, die Kehrseite der
Medaille der Arbeit. Ein Arbeitsloser ist bloß ein Arbeiter ohne Arbeit. Dabei
wird über den Menschen als Poet, als Reisender, als Suchender, als Atmender
nichts gesagt.“...
aus
dem Manifest der „Glücklichen Arbeitslosen“
http://www.diegluecklichenarbeitslosen.de/dieseite/seite/glueck.html
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