HerrschaftsSYSTEMkritik
Wenn mensch zu den VerliererInnen gehört, zeigt sich
unser zivilisiertes, demokratisches System von seiner wilden, harten Seite:
Schluss mit der eigenen Freiheit! Konkurrenz und Wettbewerb wandeln sich für
die VerliererInnen (des Systems) zu alltäglicher, am eigenen Leib verspürten
Bevormundung und Fremdbestimmung (Zwänge). (Menschen-)Rechte und der
Zugang dazu hängen unausgesprochen auch vom sozialen Status ab. Schutz
gegen Diskriminierung meint, dass der Wettkampf "gerecht", unter
Chancengleichheit stattfinden soll - nicht, dass es keine VerliererInnen
geben soll, die Frage ist lediglich, wer ... und was ist mit dem Schutz
vor der Diskriminierung "der Armen" (sozial Schwachgemachten)?
Genau genommen ist das nicht nur ein Erfahrung sozial
Schwacher ... In Summe (also: Selbstbestimmung plus selber
herrschen minus beherrscht werden ;-) werden
viele, gar: die Mehrheit beherrscht, fremdbestimmt: gedemütigt.
Dass viele ZeitgenossInnen dies gar nicht so empfinden,
ist weder bestritten noch ein Gegenbeweis! Es zeigt lediglich, dass moderne
Propaganda funktioniert und/oder wir recht unempfindlich gegenüber Fremdbestimmung,
Bevormundung, sind - glauben doch auch die ganz überwiegende Mehrheit
unter uns, dass Über- und Unterordnung notwendig sei: OHNE GEHORSAM der
Mehrheit, der Massen, BRAECHE DAS CHAOS AUS, herrsche(!) das "Recht
des Stärkeren", so der weit verbreitete Irrglaube: Der Mensch als
Wolf unter Wölfen! Während die Gemäßigten sich Sebstbeschränkung
der Selbstbestimmung durch Toleranz, Solidarität und bewussten Altruismus
(= Gegenteil von Egoismus) vorstellen, brauchen die Konservativ-radikaleren
den Menschen, der gleicher als die anderen ist, als Dompteur fuer den "Überrest",
für die Mehrheit der seinesgleichen.
Apropos Propaganda:
PropGESETZ N° 1: Es gibt keine Herrschaft,
nur Gleichheit und demokratische Selbstbestimmung. (Soweit
das kollektiv-selbstverliebte, 'westliche' Auge reicht;)
PropGESETZ N° 2: Herrschaft der
wenigen, auserkorenen Einen
über die vielen, restlichen
Anderen ist notwendige
Ordnung zum Wohle aller, auch der Beherrschten. (die falsche
Kette: Abwesenheit von Herrschaft = Anarchie = Chaos;)
Die demütigende Diskriminierung - je
weiter gesellschaftlich-sozial unten, desto ärger - ist durchaus
systematisch gewollt. Als Ansporn (Abschreckung) für 'die Besseren'(!),
als Quelle von Wohlstand und Luxus für 'die Erfolgreichen', als Erpressung,
Disziplinierungsmittel gegen 'die Faulen + Trägen' ...
Die demütigende Diskriminierung - nicht
nur im wirtschaftlichen, sondern auch im demokratischen System (von Regelerstellung
und -vollzug) - ist durchaus ein verfassungswidriges Missverstaendnis!
- wenn auch weit verbreitet ...
Insofern ist Demütigung keine Folge
von individueller Überempfindlichkeit, sondern TeilProblem unseres GesellschaftsSystems,
das eigentlich dessen Mehrheit betrifft ...
[woDT]
Alternativen zum
herrschaftlichen Handeln/Denken
Emanzipation: Ende von Fremdbestimmung und Konkurrenzdenken
...
... [tip: http://spektral.at]
dort im 'Forum' zB. gefunden:
Anarchismus: Die Pluralität der Theorie,
die Graswurzeln der Praxis
@ am 21.06.2006 05:04
Doppel-Buchvorstellung:
Gerhard Senft (Hg.): Essenz der Anarchie.
Die Parlamentarismuskritik des libertären Sozialismus. Wien: Promedia 2006.
Reinhard Müller: Franz Prisching. G’roder
Michl, Pazifist und Selberaner. Verlag Graswurzelrevolution und Verlag Gemeinde
Hart bei Graz, Nettersheim / Hart bei Graz 2006
Bei einer von der Universitätsbibliothek
Graz in Kooperation mit KORSO und dem Promedia-Verlag veranstalteten Buchpräsentation
werden zwei Bücher vorgestellt, die sich dem vielfältigen Phänomen Anarchismus
von zwei Seiten nähern: Von jener der Theorie(n) – und von der Seite der Biografie
eines steirischen Anarchisten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Ein Kompendium
der Kritik am Parlamentarismus. Man muss nicht Anarchist sein, um Gerhard
Senfts scharfsinniger Diagnose der Schwächen des Parlamentarismus zumindest
einen Kern an Wahrheit zuzumessen: „Mit der Reduktion des demokratischen Prozesses
auf eine reine ,Zuschauerdemokratie‘ werden Apathie und Indifferenz der Wählerschaft
zu Grundbedingungen der politischen Stabilität. Demokratie wird zur Herrschaft
von Eliten unter einer problembehafteten ,Zustimmung‘ des Volkes' schreibt
Senft, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, in seinem Aufsatz „Glanz
und Elend des Parlamentarismus', der das jüngst erschienene Buch „Essenz der
Anarchie. Die Parlamentarismuskritik des libertären Sozialismus' einleitet.
Bei der Lektüre der darin versammelten Texte – des Klassikers Kropotkin, seines
Adepten Elisée Reclus, des lebensreformerisch engagierten Raphael Friedeberg,
des bekanntesten österreichischen Anarchisten Pierre Ramus (i.e. Rudolf Großmann),
des Münchener Schriftstellers und Mitglieds des Zentralrates der bayerischen
Räterepublik Erich Mühsam, des Syndikalisten Rudolf Rocker und des pragmatisch
orientierten Helmut Rüdiger – fasziniert besonders das breite Spektrum an
Positionen: Von einer radikalen Ablehnung aller repräsentativ-demokratischen
Systeme, wie sie etwa bei Ramus zum Ausdruck kommt, bis zu einer dialektischen
Betrachtung, die durchaus auch mal die Beteiligung an Wahlen ins Auge fasst
(Rüdiger) reichen die dargestellten Standpunkte. Ein steirischer Anarchist.
Von der biografischen Seite her nähert sich Reinhard Müller, Mitarbeiter des
Archivs für die Geschichte der Soziologie in Österreich, dem Thema: Die Lebensgeschichte
des Franz Prisching aus Hart bei Graz (1864 bis 1919) zeigt die Entwicklung
eines Arbeiters zum lebensreformerisch geprägten Anarchismus. Prisching, zunächst
Sozialdemokrat, vereint in seiner Person alle Spielarten der Lebensreform:
Er lehnt es zwar ab, als Tolstojaner bezeichnet zu werden (er sei lieber „Selberaner'),
orientiert sich aber stark an den Vorstellungen des russischen Schriftstellers
von einem gewaltfreien Anarchismus auf christlicher Grundlage, ist Tierschützer,
über lange Zeit hinweg Vegetarier, Abstinenzler und radikaler Pazifist. Vor
allem aber gibt er auf eigene Kosten über ein Jahrzehnt lang die Monatszeitschrift
„Der g‘rode Michl – Parteilose Monatsschrift für allseitige Reform' heraus
– über lange Zeit die einzige legal erscheinende anarchistische Publikation
Österreichs. Die Herausgeber bzw. Autoren Gerhard Senft und Reinhard Müller
präsentieren die beiden Bände und stehen für eine Diskussion zur Verfügung.
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